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Erfahrungsbericht Aktiia

Aktiia bietet ein Armband mit einer Blutdruckmessung ohne Manschette rund um die Uhr an. Für Bluthochdruckpatienten ist das natürlich eine perfekte Lösung: Einfach ein Armband in der Form eines kleinen Fitnesstrackers tragen und einen Überblick über den eigenen Blutdruck haben. Wir waren neugierig und haben das Gerät ausführlich getestet.

Kosten

Das Gerät kostete 99,99 Euro plus 8,99 Euro im Monat für ein Abo zur Nutzung der App oder 199,99 Euro inklusive 12 Monate App-Nutzung. Wir entschieden uns für die monatliche Zahlweise, weil wir das Gerät ja nur einige Monate testen wollten.

Nach dem Test ließ sich das Abo aber nicht kündigen, da sich das Modell komplett geändert hat. Jetzt sind die 99,99 Euro plus 12 Monate 8,99 Euro eine Art Ratenkauf. Die App ist nun in den “essentiellen Funktionen” immer unbegrenzt nutzbar.
Das klingt sehr danach, als ob später weitere kostenpflichtige Dienste geplant sind.

Aktuelle Nutzer sind also ein wenig Versuchskaninchen und müssen flexibel bleiben, was weitere Kosten angeht.

Einrichtung

Die Einrichtung des Armbandes ist ein wenig fummelig und leider nicht sehr genau beschrieben. Das Armband muss zur Kopplung noch auf der Ladestation sein.

Auf dieser muss das Armband in einer bestimmten Richtung aufgelegt werden - man erkennt leider nicht, in welcher. Demnach muss man immer eine Weile testen, ob das Armband richtig aufliegt.

Neben dem Armband wird eine Manschette zur Kalibrierung mitgeliefert, welche nicht einfach anzubringen ist. Wir hatten sie mehrmals gedreht, weil wir unsicher waren, wie herum sie angelegt werden soll. Hier wäre eine Markierung hilfreich.

Die Kalibrierung klappte aber beim ersten Mal richtig gut.

Messungen, die Erste

Ab dann trugen wir das Armband für einige Wochen. Wir hatten einen traumhaften Blutdruck von etwa 120/70 mmHg. In der Nacht sind die Absenkungen deutlich zu erkennen. Für alle zwei Stunden ist ein Messwert zu sehen. So hatten wir fast durchgängig zwölf Messwerte pro Tag.

Messungen, die Zweite

Dann stand ein Urlaub an. Ein perfekter Einsatz für das Aktiia. Das klobige Manschettengerät kann zu Hause bleiben und das Reisegepäck wird entlastet. Da die nächste Kalibrierung im Urlaub nötig gewesen wäre, zogen wir diese einfach vor. Das ist kein Problem.

Diesmal gaben wir uns besonders viel Mühe und haben extra direkt morgens nach dem Aufwachen fünf Minuten Ruhe gehalten und dann die Messungen zur Kalibrierung gestartet: Zuerst misst das Armband - alles gut. Nun kommt die Manschette. Kein Ergebnis. Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung. ‘Bitte warten Sie ein paar Stunden und probieren Sie es noch einmal.’

Später haben wir es erneut versucht. Zu diesem Zeitpunkt hat das Armband kein Resultat gebracht. Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung. ‘Bitte warten Sie ein paar Stunden.’ Noch später also ein erneuter Versuch. Diesmal wurde die Wartemeldung ignoriert und etwa  eine Stunde lang weitergefummelt, bis es kalibriert war.

Ab da lagen die Messwerte dauerhaft bei etwa 135/85 mmHg, also 15 mmHg höher als bei der vorherigen Kalibrierung. Es gab dieses Mal auch sehr viele Tage mit deutlich weniger als zwölf Messwerten.

Das zeigt leider das Problem der Technik. An der Kalibrierung hängt alles. Unserer Meinung nach ist hier auch der Abstand von einem Monat zu groß. Das ist okay für Menschen mit normalem Blutdruck, aber für Bluthochdruckpatienten eindeutig zu ungenau.

Messungen, die Dritte

Im Urlaub streikte das Armband. Der Akku war immer nach wenigen Minuten leer. Vermutlich wegen eines Wasserschadens, weil das Armband versehentlich unter der Dusche nicht abgelegt wurde. Aktiia schickte direkt kostenlos Ersatz - das ist ein toller Service.

Wir haben das Armband neu kalibriert und eine Woche lang Messungen mit dem Aktiia mit leitliniengerechten Heimmessungen verglichen. Der Durchschnitt der Heimmessungen betrug 118/83 mmHg, der von Aktiia 133/87 mmHg. Das ist zu viel Abweichung.

Resümee

Neben dem hohen Preis sind vor allem die unzuverlässigen Werte der Grund, warum wir das Gerät nicht weiter nutzen und auch nicht empfehlen.

Der Tragekomfort ist relativ bescheiden. Das Armband wirkt recht billig, ähnlich einem China-Fitnesstracker für wenige Euro. Wir hatten leichte Hautreizungen und das häufige An- und Abnehmen wegen der mangelnden Wasserdichtigkeit nervt.

Im Moment ist das Gerät vielleicht etwas für Menschen mit normalen Blutdruck, die neugierig auf Schwankungen im Zeitverlauf sind. Für Hypertoniker sehen wir es wenig geeignet.

Leider können die Daten aber aus der App nur als PDF exportiert werden. Auf die einzelnen Messungen gibt es keinen Zugriff. Für echte Quantified-Self Selbstvermesser-Nerds ist das auch sehr unbefriedigend.

Hinweis: Dieser Test fand im Sommer 2021 statt. Das Produkt kann anschließend verbessert worden sein.

Von Horst Klier. Dieser Artikel ist medizinisch-fachlich geprüft. Letzte Aktualisierung von Sabine Croci (08/2023).

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